Man mag es eigentlich nicht mehr hören, und doch schallt das Thema „Migration und Integration“ wieder aus allen Kanälen. Das Anwerbeabkommen mit der Türkei feiert 50. Geburtstag und alle üblichen Verdächtigen überschlagen sich mit Dank und Lobpreisungen der größten aller Migrantengruppe im Lande. Soviel Geschichtsklitterung und Schöngerede in der öffentlichen Meinung gab es selten zu einem Thema. Die political correctness hat hier zweifelsohne ihre absolute Paradedisziplin entwickelt.
Schon der Beginn der ganzen Zuwanderungsgeschichte wird zumeist fälschlich glorifiziert, indem permanent behauptet wird, dass türkische Gastarbeiter am Wiederaufbau Deutschlands maßgeblich mitgearbeitet hätten. Dann geht die Legende, Deutschland hätte die Türken dringend gebraucht, als billige Arbeitskräfte angelockt und für den Rest der Geschichte bis heute gilt als Fakt, dass diese Zuwanderung eine Bereicherung für Deutschland bedeutet – in materieller und auch kultureller Hinsicht. Die auftretenden Probleme mit der Integration in die (Noch-) Mehrheitsgesellschaft wären nur Randerscheinungen und es würde sich alles immer mehr zum Besseren entwickeln.
Die Realität sieht, wie so oft, ganz anders aus. Zunächst war der Wiederaufbau von Deutschland nach dem 2.Weltkrieg im Jahre 1961 bereits abgeschlossen. Deutschland war zu diesem Zeitpunkt bereits die zweitgrößte Industrienation der Welt. Die Wiederherstellung von Städten und Infrastruktur war ebenfalls beendet. Wenn man bei Google, zum Vergleich, Bilder von Städten mit Angabe der Jahreszahlen 1945 und 1961 sucht, wird das schnell klar und anschaulich. Auch das vermeintliche „Anlocken“ von türkischen Gastarbeitern stellt sich in Wirklichkeit ganz anders dar. Das Anwerbeabkommen von 1961 kam vor allem auf Druck der Türkei zustande, die einen Überschuss an nichtausgebildeter Landbevölkerung hatte und zudem nicht über nennenswerte Industrien verfügte, wo Hilfsarbeiter Lohn und Brot hätten finden können. Zu dieser Zeit gab es in der gesamten Türkei 85.000 Industriearbeitsplätze, während in Deutschland allein die Hoechst AG 100.000 Mitarbeiter hatte. Zusätzlich wurde durch die USA Druck auf Deutschland ausgeübt, das neue NATO-Mitglied Türkei zu unterstützen. Die komprimierten Fakten dazu gibt es auf Wikipedia . Für Wohlstand sorgte der Export der überschüssigen Bevölkerungsteile vor allem in der Türkei selbst.
Die Probleme mit denen wir heute konfrontiert sind, resultieren aus dem Umstand, dass eigentlich alle ursprünglich im Abkommen festgelegten Einschränkungen über die Jahre von den verschiedenen Bundesregierungen aufgeweicht, und in verantwortungsloser Weise zum Schaden des eigenen Landes geändert oder ganz aufgehoben wurden.
(z.B.:
- eine Anwerbung war ausschließlich für Unverheiratete vorgesehen,
- ein Familiennachzug bzw. die Familienzusammenführung wurde im Abkommen explizit ausgeschlossen,
- eine Gesundheitsprüfung und eine Eignungsuntersuchung für die anzunehmende Arbeit,
- eine Obergrenze für den Aufenthalt von 2 Jahren wurde festgeschrieben, eine Verlängerung ausgeschlossen,
- die Arbeitnehmer sollten nur aus den europäischen Gebieten der Türkei stammen.)
So entstand die Population einer immer weiter anwachsenden Migranten-Gruppe, die auch oder gerade in der dritten Generation in wesentlichen Teilen große Probleme damit hat, sich geräuschlos im Gastgeberland zu integrieren, was Zuwanderern aus anderen Ländern offenbar problemlos gelingt. Die materielle Bereicherung für Deutschland hat eindeutig einen negativen Saldo, selbst wenn man die Kosten der extra dafür geschaffenen Integrationsindustrie nicht mitrechnet. Auch wenn in der sonst so gründlichen wie umfassenden Statistik-Wirtschaft kaum konkretes Zahlenmaterial zum Kosten-Nutzen-Verhältnis der Einwanderung vorliegt, ist klar, dass eine Hartz4-Quote von 26% bei türkischen Zuwanderern nicht mit den gezahlten Steuern ihrer Landsleute aufgefangen werden kann.
Zur kulturellen Bereicherung gehören Börek und Döner im Positiven, auch wenn Gammelfleisch Geschmackssache ist. Wesentlich deutlicher bemerkbar machen sich da schon andere kulturelle Eigenheiten, wie die eklatanten Bildungsdefizite bei über 50% türkischstämmigen Jugendlichen ohne Schul- und Berufsabschluss, die stark zunehmende Religiosität, mit all den bekannten Auswüchsen wie Zwangsheirat und Ehrenmord sowie die unangefochtene Führungsrolle bei Drogen- und Gewaltkriminalität. Ausführlicheres dazu gibt es in vielen älteren Artikeln dieses Blogs.
Vor allem eine deutsche Eigenheit haben aber viele der „Almancis“ übernommen: Die Schuldzuweisung an die Gesellschaft. Der Einzelne kann niemals schuld sein am eigenen Scheitern – die gesellschaftlichen Umstände waren es. Beleg dafür sind auch die Zuwanderer, die ganz normale Leben führen und sich darüber beklagen, mit ihren nicht integrierten Landsleuten in einen Topf geworfen zu werden. Vorurteile haben Ursachen. Wir Deutschen kennen das auch.
Vor dem Hintergrund dieser Gesamtsituation bereist der Patron aller Türken, Recip Tayyip Erdogan zum wiederholten Male Deutschland, um am Festakt zum Jubel-Jubiläum teilzunehmen. Und ohne den geringsten Selbstzweifel nimmt er den Dank der deutschen Kanzlerin entgegen und poltert anschließend, wie gewohnt, gegen die deutsche Integrationspolitik und speziell gegen die obligatorischen Deutschkurse: „Wer Deutschkenntnisse zur wichtigsten Voraussetzung erklärt, verletzt Menschenrechte!“, warnt dann wie gewohnt vor Assimilation und Zwangsgermanisierung und pocht dann noch, ohne mit der Wimper zu zucken, auf aktive deutsche Unterstützung für den türkischen EU-Beitritt. Der Kulturkämpfer mit der nationalistischen vordemokratischen Attitüde kommt offenbar gar nicht auf die Idee, dass man ihn und sein wirtschaftliches Entwicklungsland in dieser Gemeinschaft wirklich nicht haben möchte. Ist das nur schlichte Ignoranz oder hält Erdogan uns für so schwach und rückgratlos, dass er die Mitgliedschaft glaubt erpressen zu können?
Die EU und ihre größten Netto-Zahler können keinen weiteren Netto-Empfänger mehr aushalten – gerade jetzt werden nachfolgende Generationen mit unermesslichen Schulden beladen um die schwachen Länder zu alimentieren – und noch viel wichtiger:
Wenn die Türkei ihre Bürger mit EU-Reisedokumenten ausstatten kann, gibt es eine neue sehr große Reisewelle in unser Land. Und wir brauchen wirklich nicht noch mehr teuren Besuch, der nicht wieder geht!
A.G.