Ich Karstadt!

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Satire ist ja manchmal nicht auf Anhieb zu erkennen. Gelegentlich stellt sich auch heraus, dass etwas ganz im Ernst gemeint ist, was man sicher für eine satirische Überspitzung hielt. Zum Beispiel der Bericht in der „Welt Kompakt“ vom 19.12.11 mit der Überschrift „Ich schwör‘, echt miese Sprache! – Germanisten und Kreuzberger Jugendliche erforschen den Kiezdialekt“. Unter der Leitung der Potsdamer Universitätsprofessorin Heike Wiese, des Linguistikprofessors Christoph Schroeder und der Unterstützung durch fünf Germanistikstudenten gibt es ein Projekt an drei Kreuzberger Schulen, dass den Jugendlichen mit Migrationshintergrund und nur sparsamen Kenntnissen der deutschen Grammatik zeigen soll, dass es absolut unnötig ist, die deutsche Sprache in korrekter Form zu erlernen. Das Kiezdeutsch wird von den Projektteilnehmern gesammelt und in einem Kiezdeutsch-Wörterbuch erfaßt. Beispiel für die Arbeit der jungen Forscher gibt es auch dazu:

Die ersten Seiten sind schon gefüllt. „Wir sind gute Forscher“, sagt Furkan stolz. Im Sprachlabor des Germanistischen Instituts trägt er seine Lieblingssprüche vor. „Isch hab disch gemessert.“ Heißt: „Ich hab dich erstochen“. „Aber keine Sorge, das brauchen wir nur bei Computerspielen“, sagt er. „Du bist voll der Opfer“, fährt Furkan fort. „Das ist eine Beleidigung und meint du bist dumm“.

Das Schlimme an Klischees ist ja, dass sie ganz oft stimmen. Die Projektleiterin erklärt auch gleich noch die Vorteile für die Mehrheitsgesellschaft:

„Dabei“, sagt Projektleiterin Heike Wiese, „ist Kiezdeutsch ein eigenständiger Dialekt und als solcher eine Bereicherung für unsere Sprache.“ Und deswegen hat die Germanistin die Zusammenarbeit mit den Schulen auf den Weg gebracht: „Um zu zeigen, dass mehrsprachige Schüler nicht automatisch besonderen Förderungsbedarf haben, sondern uns auch etwas beibringen können.“

Ein Ziel des Sprachprojekts ist es, Schülern mit Migrationshintergrund Schwellenängste vor der Universität zu nehmen.

Jawohl, so ist es richtig – nur keine falsche Bescheidenheit. Mit einem „Ich weiß wo dein Haus wohnt!“ hat man die Aufnahmeprüfung für ein Geografie-Studium schon fast geschafft und wer im öffentlichen Nahverkehr mit „Was guckst du?“ angepöbelt wird, hat mit großer Wahrscheinlichkeit einen künftigen Studenten der Augenheilkunde als Gegenüber.

„Fördern und Fordern“ heißt es gelegentlich in politischen Sonntagsreden zur Integrationspolitik. „Die Einen fördern – die Anderen fordern“ ist die Entsprechung in der Realität. Ungeklärt bleibt, warum sich eine staatlich besoldete Professorin der Germanistik während ihrer Arbeitszeit nicht der Pflege und Erhaltung der deutschen Sprache widmet, sondern dem exakten Gegenteil. Den jungen Migranten täte man sicher den größeren Gefallen, wenn man ihnen in Projekten bessere Deutschkenntnisse vermitteln würde, anstatt den Gassenjargon zum kulturell eigenständigen Dialekt zu erhöhen. Unpraktischerweise läßt sich Bildung nun eben nicht so einfach umverteilen wie Geld. Und sie ist vor allem keine Bringeschuld der Gesellschaft.

A.G.

Der ganze Artikel in der Welt Kompakt

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Eine Antwort zu Ich Karstadt!

  1. laurin10 schreibt:

    I believe I Spider
    …. und wieder andere erforschen die Kommunikation von Austern oder das Verhalten von Schimpansen unter dem Einfluss klassischer Musik… un det allet von men Jeld.
    Juten Tach

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