Sarrazin hat sich da eine ganz miese Nummer erlaubt und das Gebührenfernsehen ließ sich von ihm sogar noch einspannen. Er stolzierte einfach so durch Kreuzberg, obwohl doch jeder wusste, wie das ausgehen wird. Mit Protesten, spontaner Mobbildung und Gewaltandrohungen. Alles vom ZDF aufgenommen, das den Beitrag am kommenden Freitag senden wird. Es ist eine billige Provokation, die da abgelaufen ist. Man könnte auch einen Juden durch eine national befreite Zone schicken oder einen Fan von Schalke 04 in den Block des BVB setzen. Überall wäre der Skandal vorprogrammiert. So auch in Kreuzberg.
Es ist bekannt, dass Kreuzberg weltoffen, fröhlich und kreativ ist, aber alles hat natürlich seine Grenzen. Die Kreuzberger Toleranz zum Beispiel deckt folgende Problemfälle nicht ab: Atomkraft-Befürworter, S21-Unterstützer, Juden, Sarrazin, BILD-Leser, Banker, FDP-Mitglieder, CDU-Mitglieder, ausländische Touristen, Porsche-Fahrer, McDonalds, Aktienbesitzer und Schwule.
Außerdem ist nicht willkommen, wer kein Antikapitalist und kein Antiimperialist ist, wer im Kolonialismus nicht den Hauptgrund für die Probleme Afrikas sieht und den Westen nicht an und für sich schlecht findet. George Bush ist (weiterhin) das Böse, der Papst ebenfalls, dafür Ahmadinedschad aber nicht, weil das rassistisch und islamophob wäre und Rassisten und Islamophobe in Kreuzberg nix verloren haben. Die DDR war kein Unrechtsstaat, die Amis sind am 11. September selbst schuld (auch wegen Südamerika, Pinochet und so, die ganze Außenpolitik halt) und außerdem, wer hat die Taliban denn früher unterstützt? Kriege führt man immer ums Öl, sogar auf dem Balkan, wo es keines gibt. Polizeieinsätze sind Faschismus, der menschgemachte Klimawandel ein Fakt und wer „Deutschland schafft sich ab“ gelesen hat, ein Nazi. Noch schlimmer als lesende Nazis sind aber schreibende Nazis. Und da schließt sich der Kreis, denn Sarrazin hat dieses Buch ja geschrieben und nun wurde er also nach Kreuzberg geschickt, wo der fröhliche Antifaschismus gar nicht anders konnte, als daraufhin Leute zu bedrohen, die mit dem populärsten SPD-Mitglied diskutieren wollten.
Eigentlich sagt niemand, dass Sarrazin ein Nazi ist. Das ist Blödsinn. Allerdings ist er ein Rechtspopulist und als solcher bedient er gewisse Cliches mit denen er die Leute um den Finger wickelt. Alles ziemlich banal.
Oh Gott, wieder einer, der den Begriff des „Rechtspopulisten“ daherseiert. Wäre schön, wenn mal einer erklärt, was er damit meint. Allein bei Wikipedia werden ca. 7 Begriffsdefinitionen angeboten. Dann noch die Sache mit dem „Leute um den Finger wickeln“ impliziert doch wohl, dass diese Leute nicht bei Trost sein können, sprich tumbes Volk. Und diese Leute sind wahrscheinlich um den Finger wickelbar, weil sie hier im Lande täglich durch vorstehende Antwort, die Presse und die „modernen Volksempfänger“ verblödet und verarscht werden. Weitere solcher typischen, täglich erfahrbare, griffigen Begriffe sind:
Gewaltherrscher, Diktator, Revolutionsführer, Staatsoberhaupt, Präsident-
Putin, Merkel, König Abdullah, Gadaffi, usw. (bitte selbst zuordnen),
Terroristen, Freiheitskämpfer, Revolutionäre, Aktivisten, Volksbewegung, Aufrührer, Widerständler-
Taliban, lybischer/ägyptischer Mob, Grüne, Gegner gegen alles, Palestinenser, syrische Hungerleider (bitte selbst zuordnen),
noch ein paar Berufswünsche für unsere Kleinen:
Model, IT- Girl, Party- Girl, Charity-Lady, Tennis-/Fußballidol, Boxenluder, Superstar, Anti- „gegen alles mögliche“- Aktivist.
Nun noch meine Frage: Bin ich jetzt „links“, „mitte“, „rechts“, „Nazi“, „Kommunist“, oder eben was Ihr wollt?
Ansonsten – schönen Gruß an andere und es kann nur schlimmer kommen.
Guten Abend
Schlimmer geht immer!
Die Kategoriezuordnungen gefallen mir ausnehmend gut.
„Wir malen uns die Welt, wie sie uns gefällt – widde widde witt bum bum“ und wer jemanden anders nennt als wir, ist ein Rechtspopulist! Linkspopulisten gibt es nämlich per se keine, weil wir die Klischees festlegen, manchmal auch die „Cliches“.
Danke Laurin, für den klugen Beitrag!